Naters entdecken
Der Junkerhof entstand aus einem spätmittelalterlichen „festen Haus“ aus dem 14./15. Jh. Woher der Name kommt, ist bis heute unklar. Seine jetzige Form erhielt das Haus im 17. Jh., als man den Bau nach Süden mit einem steinernen „Nahüs“ (Hinterhaus) und dem Treppenturm erweiterte. 1675 wurde die ehemals hölzerne Kammerachse im Westen durch Stein ersetzt und das Holzwerk mit Mauern eingekleidet. Trotzdem ist dem Gebäude der ursprüngliche Holzbau immer noch anzusehen. 1973 erwarb die Gemeinde Naters den gesamten Bau. Das Junkerhaus erlangte im Europäischen Jahr für Denkmalpflege und Heimatschutz 1975 nationale Bedeutung und erhielt für seine Restauration 1975/76 vom Bund und Kanton Subventionen. Noch in denselben Jahren richtete sich die Gemeindeverwaltung darin ein.
Nördlich des Junkerhofs führt ein Weg zur Judengasse an einem Stadel vorbei. Es gibt sicher schönere Speicher und Stadel in Naters und seinem Berg als gerade diesen. Mit den Stelzfüssen und "Schiplanen" (runde Steinplatten) sind die wetterfesten Gebäude nicht nur immer wieder beliebte Objekte für Fotografen und Maler, sie sind auch geradezu ideale Vorratskammern, deren Inhalt durch die runden Steinplatten vor Mäusen und Ratten geschützt ist. Den Salzmann Stadel ist aus folgendem Grund speziell erwähnenswert. Der Erbauer liess folgenden Spruch auf die Aussenseite des Türbalkens schreiben: "Wer wil bauen an den Strasen, der mus ein jeder reden lasen. Rede er was er will, ich wünsch im drei Mal sovil". Herr Richter Jost Salzmann und Maria 1859".
Auf dem Kramplatz, einem kleinen Dorfinnenraum, steht im Süden ein Haus von 1508 mit seinem ursprünglich tuffgerahmten Schaufenster. Noch bis Ende des 19. Jh. wurde das Gebäude als Kaufladen genutzt, bis dieser in das gegenüberliegende Haus versetzt wurde. Die Kerbe in der aufrechten Steinplatte am entgegengesetzten Strassenrand diente als Drehpunktachse beim Wiegen des Heus als Zahlungsmittel.
Der Kirchturm soll im 12. Jahrhundert im romanischen Stil erbaut worden sein. Die gotische Kirchturmspitze wird Ulrich Ruffener zugeschrieben. 1514 hat er diese gleichzeitig mit dem Beinhaus erbaut, die Jahrzahl ist übrigens auch über der Turmuhr zu lesen. 1977-1980 erfolgte die Gesamtrestaurierung von Kirche und Turm. Dieser erhielt schwarz bemalte Bogenfelder, die von Doppelfenstern derselben Farbe durchbrochen sind. In den Jahren 1659-1664 erbauten die Gebrüder Bodmer aus dem benachbarten Prismell die jetzige, geräumige Pfarrkirche mit der imposanten Vorhalle. Georg Michel Supersaxo stiftete das Hauptportal. Der bläuliche Giltstein hiefür sowie für die Fensterrahmen wurde in der "Massegga" gewonnen. (vom Innern der Kirche ist später die Rede).
Das Pfarrhaus wird baugeschichtlich als eines der interessantesten Wohnhäuser von Naters angesehen. Der Wohnturm im Osten stammt aus dem 12. Jahrhundert und ist der älteste Teil des Gebäudes. An dessen Westseite hatte 1461 Pfarrer Wilhelm Uff der Eggen ein hölzernes Haus mit steinernem Sockel bauen lassen. Erst 1661 wurde die Nordwestecke in den Bau mit einbezogen und das spätmittelalterliche Holzhaus mit einer Mauer verkleidet. Dadurch erhielt das Bauwerk einen sonderbar ambivalenten Charakter, der bei der Restaurierung 1974/75 unter der Aufsicht der Eidgenössischen und Kantonalen Denkmalpflege noch hervorgehoben wurde, so dass heute die rustikal anmutende Ostseite im Kontrast zu der fein verputzten Westseite steht.
Die Linde von Naters wird bereits 1357 in einer Urkunde erwähnt und vom damaligen Schreiber schon als „magnam“ (gross) bezeichnet. Unter ihr wurden öffentliche und private Angelegenheiten verhandelt und vermutlich auch Gericht gehalten. Die kleine Mauer rund um den Stamm der Linde diente früher möglicherweise als Podium. Auch die Basis einer ehemaligen Prangersäule ist noch sichtbar, an welcher damals die Verurteilten mit eisernen Bändern befestigt und zur Schau gestellt wurden.
Den Hintergrund des Lindenplatzes dominiert das Haus des Kastlan Georg Lergjen, ein wahrhaft herrschaftlicher Burgersitz. Es enstand 1599 und 1631 erfolgte der Anbau eines gleichen Gebäudeteils nach Westen. 1957 wurde das Lergjen Haus zum letzten Mal renoviert. Der westliche Holzbau ist Eigentum der Burgerschaft Naters, die eine umfassende Restaurierung des Gebäudes durchgeführt hat. Dieses Haus dient der Burgerschaft als Verwaltungsgebäude und den privaten Eigentümern weiterhin als Wohnhaus.
Der Ornavassoturm wurde um 1260 von der Familie de Augusta aus dem Aostatal erbaut, nachdem sie der Vizedominat von Naters (die höchste weltliche Stellvertretung des Bischofs) 1256/57 erhalten hatte.
Etwas früher, im 12. Jahrhundert, wanderten einige kleine Gruppen aus dem Wallis aus, um neues Land in Besitz zu nehmen. Ornavasso im unteren Tal d’Ossola ist eine dieser Walsersiedlungen. Im 13. Jh. zogen die Ornavasso, die Herren des Ortes Ornavasso, ins Oberwallis, wo Jocelyn von Ornavasso Mathilde von Aosta heiratete. Aus der Erbschaft gingen der Turm und der Titel des Vizedoms von Naters an die Herren von Ornavasso über. Damit wurde dieses Geschlecht eng mit der Geschichte von Naters verknüpft. Der Bau diente seit dem 16. Jahrhundert zeitweise dem Zenden als Zeughaus. 1877 sollte der Turm, nachdem er zweimal gebrannt hatte, abgetragen werden, um das Steinmaterial für andere Bauten zu verwenden. Doch eine Schar von Bauern vom Natischer-Berg verhinderte, mit Sensen und Gabeln bewaffnet, den Abbruch. Der Turm wurde 1899 zu einem Schulhaus umgestaltet, das man 1928-30 zur heutigen Schulhausanlage erweitert hat.
Das zweistöckige Wohnhaus liegt im Norden des Dorfplatzes und ist laut W. Ruppen, „das malerischste Holzhaus des Dorfes.“ Die angesehene Familie Megetschen liess es im Jahre 1606 erbauen und gab ihm auch seinen Namen. Eine Inschrift an den Konsolen der linken Hausachse bezeugt dies.
Das Supersaxo Haus wurde 1597 auf vermutlich älteren Grundmauern erbaut. Auftraggeber war der Landeshauptmann Georg I. Michel-Supersaxo. Der schlanke Blockbau mit drei Wohngeschossen wurde später mit Holz verschindelt, der Anbau stammt aus neuerer Zeit. Dieser Patrizierbau unterscheidet sich eigentlich nur mehr durch das Giltsteinportal mit Wappen und Inschrift von den übrigen Häusern des Dorfes. Unmittelbar neben dem Haus liess Georg II. Michel-Supersaxo in der 2. Hälfte des 17. Jh. einen imposanten Holzspeicher errichten.
Erbaut im Jahr 1650, steht der Zendenstadel auf einem mit Tuffstein verzierten Saalgeschoss und soll als Gerichtssaal des Zendengerichtes gedient haben.
Die Burganlage „uff der Flüe“ entstand im 12. Jh. und war ab 1214 Herrschaftssitz einer aus Oberitalien stammenden Familie der Manegoldi, die sich nach der Burg „de Saxo“ (auf der Flüe) benannt haben. Die Familie war Inhaberin des bischöflichen Meieramtes. Die Burg ging 1352 an den Kastlan von Naters über und war im 15. und 16. Jh. zeitweise auch Residenz des Bischofs. 1446 wurde hier der Landesbischof Wilhelm VI. von Raron von den Landsleuten gezwungen, die berüchtigten „Artikel von Naters“ zu unterschreiben und damit auf gewisse Hoheitsrechte zu verzichten. In den nächsten Jahrhunderten wurden unter verschiedenen Bischöfen Renovationen an der Burg vorgenommen, doch konnte der Zerfall nicht aufgehalten werden. 1981 erwarb die Gemeinde Naters die Ruinen und versuchte mit nötigen Unterhaltsarbeiten zu retten, was noch zu retten war.
Südlich der Kirche steht das Beinhaus. Es ist 1514 vom Baumeister Ulrich Ruffiner erbaut worden, dem - wie gehört - auch die gotische Kirchturmspitze zugeschrieben wird. (U. Ruffiner war auch der Erbauer der Burgkirche von Raron und des prächtigen Gotteshauses von Ernen). Durch den grossen Tuffsteinbogen wird die eindrückliche Schädelwand in der Beinhausgruft sichtbar auf einem mächtigen Balken über den Gebeinen ist der ebenso eindrückliche Spruch zu lesen:
Was ihr seid, das waren wir;
was wir sind, das werdet ihr.
Über eine Doppeltreppe gelangen wir in die schmucke Kapelle mit dem Altar der hl. Mutter Anna. Altar und Christuskreuz in der Gruft sind Werke des Gliser Bildhauers Anton Sigristen.
Das Waldenhaus verdankt seinen Namen seiner Besitzerfamilie Walden. Das Gebäude wurde nach einem Brand von den damaligen Vorstehern der Gumperschaften Naters und Rischinen gekauft und 1652/3 wiederhergestellt. Walter Ruppen zufolge, lassen „ die zahlreichen Unregelmässigkeiten am Bau nicht nur auf eine bewegte (Bau-)Geschichte, sondern auch auf hohes Alter.
Die Kirche wurde erstmals 1018 erwähnt, doch kennt man weder ihre damalige Lage, noch ihre Ausmasse. In der zweiten Hälfte des 12. Jh. wurde Naters endgültig dem Bistum Sitten zugesprochen.
Die heutige Kirche wurde 1659-64 von Balthasar und Peter Bodmer im frühbarocken Stil erbaut. Die Vorhalle stammt ebenfalls von den Brüdern Bodmer und wurde 1670 errichtet. Fünf Jahre später fand die Kirchweihe statt.
Bei den Erdbeben 1755 und 1756 stürzte der hintere Teil des Kirchengewölbes ein und zertrümmerte Orgel, Stühle und Portal.
1977-80 wurden umfassende Aussen- und Innenrestaurierungen unter der Aufsicht der Eidgenössischen und Kantonalen Denkmalpflege vorgenommen.
Beschreibung
Aussenarchitektur
Der Grundriss der Kirche besteht aus einem Mittelschiff mit kleinen Seitenkapellen und abschliessendem Polygonalchor. Die helle Kirchenfassade wird mit kleinen, giltsteinern gerahmten Fenstern unter Sprenggiebeln gegliedert. Am auffälligsten ist jedoch der Kirchturm, der im 12. Jh. zuerst im romanischen Stil erbaut wurde, bis er dann 1514 seine dekorative Fassung mit gotischer Kirchturmspitze erhielt. In den Jahren 1977-1980 erfolgte die Gesamtrestaurierung von Kirche und Turm. Der Turm wurde mit Doppelfenstern durchbrochen, die von schwarz bemalten Bogenfeldern umrahmt werden.
Innenarchitektur
Der Saalbau mit seinem Stichkappengewölbe wird durch eine toskanische Ordnung in drei Joche gegliedert. Der polygonale Chor weist ein Fächergewölbe auf. Der Hochaltar bildet zusammen mit den vier Seitenaltären eine eindrückliche Altarfront. Die äusseren Altäre: Dreifaltigkeitsaltar (links) und der Rosenkranzaltar (rechts), stammen aus der Spätrenaissance, wohingegen die inneren Altäre: Hl.-Kreuz-Altar (rechts) und der Sebastiansaltar (links), der Barockzeit angehören. Das zweiteilige Spätrenaissance-Chorgestühl wurde 1665 aus Nussbaum gefertigt.
Gemeindeverwaltung Naters Öffnungszeiten |